„Wir kannten uns vor der Reise nicht. Inzwischen sind wir gute Freunde“
Philipp und Lara 20 Israel
Schreiner-Auszubildende

Philipp und Lara, Schreiner-Auszubildende im dritten Lehrjahr, waren mit der Beruflichen Schule B11 in Nürnberg zehn Tage lang in Jerusalem. Hier arbeiteten sie unter anderem an einem Holzprojekt mit israelischen Schülerinnen und Schülern. Im Interview erzählen sie, was ihnen an Jerusalem gefallen und was sie überrascht hat.

Wie hat es euch in Jerusalem gefallen?

Lara: Sehr gut. Die Altstadt ist wunderschön. Am ersten Abend sind wir auf die Haas-Promenade gegangen. Von dort aus konnten wir den Sonnengang beobachten, dann haben wir die Altstadt im Dunkeln gesehen. Das war toll! Die Altstadt von Jerusalem ist allerdings viel kleiner als ich gedacht hatte. Man kann an einem Tag dreimal komplett drum rumlaufen.

Philipp: Mir war vorher nicht bewusst, dass in Jerusalem alles so nah beisammen ist. In drei Minuten läuft man an fünf heiligen Orten unterschiedlicher Religionen vorbei. Das hat mich voll geflasht!

Was war das Highlight eurer Reise?

Philipp: Unsere Reisegruppe war mein Highlight. Wir waren 17 Schreinerinnen und Schreiner aus zwei verschiedenen Klassen – 12 Schüler und Schülerinnen aus einer Klasse, fünf aus einer anderen. Wir haben uns erst zwei Wochen vor der Reise das erste Mal getroffen.

Doch wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Ich habe mich so wohl in der Gruppe gefühlt, ich konnte mich wirklich mit jedem unterhalten. Jeder einzelne, der auf der Reise dabei war, hat sie zu etwas ganz Besonderem gemacht. Ich habe jeden Moment genossen. Lara kannte ich vor der Reise zum Beispiel nicht. Inzwischen sind wir gute Freunde.

Lara: Am interessantesten fand ich das Zeitzeugengespräch bei der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Wir sind wahrscheinlich eine der letzten Klassen, die so was noch führen kann.

Die Gedenkstätte hat bei mir ohnehin den größten Eindruck hinterlassen. In der Schule erfährt man kaum etwas darüber, wie die Geschichte der Juden nach dem Krieg weiterging, wie sie nach Kriegsende hin- und hergeschickt wurden. Im Geschichtsunterricht ging es vor allem um die Geschehnisse in Deutschland und die Trümmerfrauen. Daher fand ich diesen Teil der Ausstellung sehr spannend.

Was hat euch überrascht?

Philipp: Mich hat überrascht, wie talentiert die israelischen Schüler beim Bearbeiten des Holzes waren. Wir brachten 30 israelischen Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 21 Jahren bei, wie man einen „Ulmer Hocker“ baut. Das ist ein Hocker mit klassischen Holzverbindungen.

Dabei hatten wir zweieinhalb Stunden für eine Verbindung, für die wir damals im Berufsgrundbildungsjahr vier Wochen Zeit hatten! Und die Schülerinnen und Schüler haben das einfach so aus dem Stegreif durchgezogen. Das fand ich sehr beeindruckend. Und die Hocker sahen teilweise richtig gut aus.

Außerdem fand ich krass, wie das Stempeln im Bus in Israel funktioniert. Die Leute halten einfach ihr Ticket in die Luft, dann greift es jemand und stempelt es ab. Sowas wäre in Deutschland undenkbar. Hier würde niemand jemand anders sein Ticket anvertrauen. Ich hatte den Eindruck, die Israelis fühlen sich mehr als eine Gruppe als wir.

Was ratet ihr anderen, die einen Austausch machen wollen?

Lara: Macht das, es lohnt sich auf jeden Fall! Du bekommst bei einem Austausch sehr viele neue Eindrücke, lernst super viel über das jeweilige Land, du lernst die Leute aus deiner Klasse besser kennen, schließt neue Freundschaften und erlebst so viel. Selbst wenn es nur eine Woche ist. Das sollte man unbedingt mal gemacht haben.

Was hat euch der Auslandsaufenthalt gebracht?

Philipp: Ich konnten in Israel wichtige Kontakte knüpfen. Denn ich habe vor, nach meiner Ausbildung auf Walz zu gehen. Dabei reist ein ausgelernter Handwerker von Ort zu Ort und sucht Arbeit. Im ersten Jahr ist das auf Deutschland beschränkt, danach darf man global reisen.

Die meisten Handwerker auf Wanderschaft fliegen im Winter gen Süden, zum Beispiel nach Spanien oder Italien. Ich will dann nach Israel fliegen. Dort habe ich bei unserem beruflichen Austausch den Kontakt zum Leiter einer lokalen Werkstatt bekommen. Ihm werde ich eine E-Mail schreiben, wenn es so weit ist. Dann kann ich dort hoffentlich drei bis sechs Monate arbeiten.

Außerdem bin ich noch in Kontakt mit dem Schüler, mit dem ich in Jerusalem an dem Hocker gearbeitet habe. Er hat den gleichen Musikgeschmack wie ich. Deswegen tauschen wir uns auf WhatsApp immer über die Konzerte aus, auf die wir gehen.