„Ich weiß jetzt, was ich als Schreinerin kann und wie ich es anderen vermittle”
Eva 19 Israel
Schreiner-Auszubildende

Eva, Schreiner-Auszubildende im dritten Lehrjahr, war mit Mitschülerinnen und Mitschülern der Beruflichen Schule B11 in Nürnberg zehn Tage lang in Jerusalem. Hier arbeitete sie unter anderem an einem Holzprojekt mit israelischen Schülerinnen und Schülern. Im Interview erzählt sie von den bewegendsten und witzigsten Momenten ihrer Israelreise.

Wie kam es zu deinem Austausch in Jerusalem?

Der Austausch kam auf die Initiative meines Lehrers Stephan Falter zustande. Er ist sehr verbunden mit Israel und wollte, dass auch seine Berufsschülerinnen und Berufsschüler mal einen Jugendaustausch machen können. Wichtig war ihm dabei, eine Verbindung zur Schreiner-Ausbildung herzustellen. Also organisierte er einen Workshop an einer weiterführenden Schule in Jerusalem. Dabei brachten meine Mitauszubildenden und ich 30 israelischen Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 21 Jahren bei, wie man einen „Ulmer Hocker“ baut. Das ist ein Hocker mit klassischen Holzverbindungen.

Ich fand das eine besondere Gelegenheit. Man hört immer nur, dass Studierende Auslandsreisen machen. Von einer Berufsschule kannte ich das nicht.

Wie hast du dich auf deinen Aufenthalt in Israel vorbereitet?

Ich habe Englischvokabeln für die Projektarbeit mit den israelischen Schülern gepaukt. Fachbegriffe für das Arbeiten mit Holz lernt man ja nicht in der Schule. Außerdem haben wir an der Berufsschule vorab das komplette Holz vorbereitet, einzelne Verbindungen vorgearbeitet und das benötigte Werkzeug zusammengesucht. Wir mussten alles mitbringen, weil wir in Jerusalem in einer ganz normalen Schule in der Bibliothek gearbeitet haben.

Jeder der 17 Auszubildenden hat deswegen für die Reise zwei Koffer mitgenommen – einen mit Kleidung und einen mit Werkzeug, Holz und Materialien. Damit haben wir die Angestellten am Nürnberger Flughafen schön verwirrt. (lacht)

Was hat dich überrascht?

An dem Tag, an dem wir unser Projekt mit den Schülerinnen und Schülern in Jerusalem starten wollten, hat unser Reiseleiter seinen Autoschlüssel verloren. Da war unser ganzes Material drin! Ich war total geknickt, weil wir das Projekt jetzt nicht machen konnten, und fragte mich, wie es weitergehen sollte. Doch der israelische Lehrer und die Schülerinnen und Schüler nahmen die Nachricht extrem locker. Kurzerhand dachten sie sich alternative Aktivitäten aus.

Diese positive Einstellung fand ich so krass. Zudem hatten die Schülerinnen und Schüler aus Jerusalem keinerlei Berührungsängste. Sie kamen einfach auf uns Deutsche zu und haben mit uns geredet. Am Ende bin ich aus der Schule raus und war glücklich. Wir haben das Projekt dann später komplett an einem Schultag durchgezogen.

Was war das Highlight deiner Reise?

Die ganze Reise war ein Highlight. Wir hatte eine gute Mischung aus sehr bewegenden und witzigen Erlebnissen. Am meisten beeindruckt hat mich der Ausflug zur internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Sie hat uns alle sehr mitgenommen.

Auch beeindruckend war die Fahrt ins Westjordanland zur Begegnungsstätte Roots. Das ist der einzige Ort, an dem sich Siedelnde und Palästinenserinnen und Palästinenser legal treffen dürfen und miteinander kommunizieren. Dort haben wir zwei Menschen getroffen, die uns ihre jeweilige Seite erörtert haben. Ich glaube, hier haben wir erstmals verstanden, worum es im Nahostkonflikt überhaupt geht und dass es kein einfaches richtig und falsch gibt.

Ein sehr witziges Erlebnis war dagegen der Falafel-Workshop. Wir sind alle mit einem Falafel-Maker nach Hause geflogen. Ein Falafel-Maker sorgt dafür, dass die Falafel-Bällchen beim Braten nicht auseinanderfallen. Das wollte ich unbedingt daheim ausprobieren.

Was hast du von deinem Auslandsaufenthalt mitgenommen?

Jede Menge Gewürze. (lacht) Ich habe vor allem Gewürze gekauft, die ich gar nicht kannte. Zum Beispiel Haschka, das man zum Marinieren benutzt und Hassaf, ein sehr scharfes Gewürz. Wenn ich eines davon schmecke, denke ich, ich bin wieder in Israel. Aber im Ernst: Der Austausch hat mir viel für meinen Beruf gebracht, denn ich habe neue Sicherheit gewonnen. Ich habe durch den Austausch erfahren, dass ich weiß, was ich als Schreinerin tue und es anderen vermitteln kann.